GEDICHTE ODER ZITATE, UM DEN VERSTORBENEN ZU WÜRDIGEN
Wenn du an mich denkst,
erinnere dich an die Stunde,
in welcher du mich am liebsten hattest.
Rainer Maria Rilke
Alles verändert sich mit dem,
der neben mir ist oder
neben mir fehlt.
Sylke-Maria Pohl
Oft fragte ich mich – wo wirst du sein,
nachdem du diese Welt verlassen hast.
In der Stille meiner Gedanken fand ich
in meinem Herzen die Antwort darauf.
Rebell
Wenn durch einen Menschen
ein wenig mehr Liebe und Güte,
ein wenig mehr Licht und Wahrheit
in der Welt war, dann hat
sein Leben einen Sinn gehabt.
Marie von Ebner-Eschenbach
Abendlied
Der Mond ist aufgegangen
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weisse Nebel wunderbar.
Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.
Seht ihr den Mond dort stehen? –
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.
Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder,
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste,
Und suchen viele Künste,
Und kommen weiter von dem Ziel.
Gott, lass uns dein Heil schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Lass uns einfältig werden,
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!
Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod!
Und, wenn du uns genommen,
Lass uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott!
So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott! mit Strafen,
Und lass uns ruhig schlafen!
Und unsern kranken Nachbar auch!
Matthias Claudius, 1740-1815
Ein Auszug aus dem Kleinen Prinzen
Die Leute haben Sterne, aber es sind nicht die gleichen:
Für die einen, die reisen, sind die Sterne Führer.
Für andere sind sie nichts als kleine Lichter.
Für wieder andere, die Gelehrten, sind es Probleme.
Für meinen Geschäftsmann waren sie Gold.
Aber alle diese Sterne schweigen.
Du, du wirst Sterne haben, wie sie niemand hat…«
»Was willst du sagen?«
»Wenn du nachts den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache.
DU allein wirst Sterne haben, die lachen können!«
Und er lachte wieder.
»Und wenn du dich getröstet hast, wirst du froh sein, mich gekannt zu haben. Du wirst immer mein Freund sein. Du wirst Lust haben, mit mir zu lachen. Und du wirst manchmal dein Fenster öffnen, gerade so, zum Vergnügen. Und deine Freunde werden sehr erstaunt sein, wenn sie sehen, dass du den Himmel anblickst und lachst. Dann wirst du ihnen sagen:
‚Ja, die Sterne, die bringen mich immer zum Lachen!’«
Antoine de Saint-Exupéry
Mondnacht
Es war, als hätt der Himmel
die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müsst!
Die Luft ging durch die Felder, die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis die Wälder,
so sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.
Joseph von Eichendorff, 1788-1857